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Die negativen Auswirkungen der Sommer-Uhrzeit auf unsere Gesundheit gewinnen zunehmend an Bekanntheit. Jedoch werden des öfteren Bedenken geäußert, man würde positive Effekte der Sommer-Uhrzeit auf die Wirtschaft verlieren, wenn auf eine dauerhafte Standardzeit (Normalzeit/Winterzeit) umgestellt wird. In diesem Kapitel zeigen wir, dass diese Bedenken nicht durch Studien gestützt werden können. Eine Analyse der verfügbaren Literatur zeigt das Gegenteil: Die Umstellung auf eine ganzjährige Normalzeit wäre nicht nur für unsere Gesundheit, sondern auch für die Wirtschaft von Vorteil.

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Im Folgenden ist eine Abschätzung der mit der Sommer-Uhrzeit verbundenen sozioökonomischen Effekte dargestellt. Dabei wurden die beiden aktuellen Zeitregime (5 Monate Normalzeit/Winterzeit und 7 Monate Sommer-Uhrzeit) miteinander verglichen und die Größenordnung dieser Auswirkungen auf die Wirtschaft im Allgemeinen betrachtet.

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Abbildung 1: Größenordnung des Einflusses von ganzjähriger Standardzeit (UTC:+01:00) und ganzjähriger Sommeruhrzeit (UTC:+02:00) auf die deutsche Wirtschaft, dargestellt als prozentualer Anteil des deutschen Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt).

Ergebnisse der Analyse:

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  • Die Sorge der Europäische Union, dass die Wahl der Zeitzonen der einzelnen Länder Warenhandel und Dienstleistungen in der Eurozone negativ beeinflussen könnte, ist ungebründet. Jede Wahl der Zeitzonen, die derzeit von den Mitgliedsstaaten in Betracht gezogen werden, hätten entweder keine oder lächerlich geringe Auswirkungen auf die Wirtschaft (zwischen 0% und 0,005% des Handels insgesamt, siehe Abbildung 1 und 2).

 

  • Es wird ein Zugewinn von 3% im kommerziellen Freizeitsektor (Tourismus, Restaurants, Reisen usw.) durch die Sommer-Uhrzeit während des Sommers geschätzt. Für Deutschland liegt dieser Zugewinn jedoch unter den durch die Sommer-Uhrzeit erhöhten Gesundheitsausgaben und deutlich unter dem Sommer-Uhrzeit bedingten Produktivitätsverlust (Abb. 2).  Selbst für ein Land wie Portugal, bei dem dieser 3%ige Zugewinn im Freizeitsektor 0,3 % des Bruttonationaleinkommen (BNE) bedeutet, wiegt dieser den durch die Sommer-Uhrzeit erlittenen Produktivitätsverlust nicht auf (Abb. 2). Die Auswirkungen einer Sommer-Uhrzeit auf den Freizeitsektor im Winter sind unbekannt.​

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  • ​​Der größte wirtschaftliche Einfluss der Sommer-Uhrzeit ist ihr negativer Effekt auf die Produktivität am Arbeitsplatz (siehe Abb. 1). Durch sie entsteht in Deutschland ein Produktivitätsverlust in der Größenordnung von mehreren Dutzenden von Milliarden Euro, mehr als 1% des BNE (Abb. 2). Auch fallen Löhne unter einer dauerhaften Sommer-Uhrzeit 3% geringer aus als unter dauerhafter Normalzeit. 

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  • Die Gesundheitskosten nehmen laut Studien durch die Sommer-Uhrzeit signifikant zu (Abb. 1), und das obwohl nur ein Teil der von den Experten vorhergesagten Auswirkungen der Sommer-Uhrzeit auf die Gesundheit bei den Analysen berücksichtigt wurden. In Deutschland liegt die Auswirkung der Sommer-Uhrzeit im Bereich Gesundheit in der Größenordnung von Milliarden Euro (Abb. 2). Der Anstieg von Sterblichkeit und Krankheit sollte jedoch nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht bemessen werden.

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  • Es gibt keine signifikanten Einsparungen an elektrischer Energie durch die Sommer-Uhrzeit während der 7 Monate, in dem sie als Amtszeit gilt. Zu den Auswirkungen in den verbleibenden 5 Monaten ist nichts bekannt. Für Deutschland liegt die geschätzte Ersparnis beim Stromverbrauch bei etwa 0,1 % (Abb. 2) [HaHI18, IrHH17]. Es gibt jedoch Anzeichen für einen erhöhten Kraftstoffverbrauch  durch die Sommer-Uhrzeit. Auch treten aufgrund der Sommer-Uhrzeit geringfügig mehr Waldbrände auf, welche unnötig zur Umweltverschmutzung und - zerstörung beitragen. 

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Abbildung 2: Finanzielle Gewinne (positiv) und Verluste (negativ) bei ganzjähriger Standardzeit bzw. ganzjähriger Sommeruhrzeit im Vergleich zum aktuellen Zeitregime (UTC+01:00/+02:00).

Fazit: Aus wirtschaftlicher Sicht ist folglich eine Zeitzone zu empfehlen, die möglichst nahe an der natürlichen Uhrzeit liegt. Unter den zur Debatte stehenden Zeitzonen ist daher für Deutschland die dauerhafte Normalzeit (Mitteleuropäische Zeit, UTC+1, Winterzeit) vorteilhaft. Diese würde gegenüber dem jetzigen System, der saisonalen Uhrenumstellung, zu einem wirtschaftlichen Zugewinn führen. Noch besser wäre UTC+0,75 (UTC+00:45). Unter einer ganzjährigen Sommer-Uhrzeit hingegen ist mit einer Erhöhung der Staatsausgaben und einem negativen Effekt auf das BNE zu rechnen.

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